In der Harvard Business Manager Ausgabe 2/2022 bin ich auf einen sehr spannenden Artikel gestoßen, der meine Sicht auf Projektmanagement verändert hat. Dort ist der sehr lesenswerte Artikel von Antonio Nieto-Rodriguez in ganzer Länge zu lesen. Die Essenz auf einen Satz kondensiert lautet: Es wird zunehmend immer mehr Projektarbeit geben und weniger Arbeitsplätze mit wie in einer Job Description definierten Tätigkeiten geben.
Aus meiner eigenen Erfahrung möchte ich zustimmen, dass Projektarbeit vom Volumen her deutlich zunimmt. Ich habe allerdings nicht bemerkt, dass die Routine Aufgaben im gleichen Maße zurück gegangen sind. Für mich stellt sich genau hier die Herausforderung die Wichtigkeit der Projektarbeit mit den bestehenden Kapazitäten in Unternehmen auszubalancieren. Oft habe ich den Eindruck Projektarbeit wird synonym mit „Aufgabe“ verwendet, also im Prinzip nichts besonderes, weswegen dafür keine neue Mitarbeiter eingestellt werden müssen oder Routine Jobs niedriger priorisiert – also später erledigt werden dürfen. Deswegen leiden Projekte oft unter der mangelnden personellen Ausstattung. Ein Projekt ist schnell zugewiesen, aber die notwendige Zeit habe ich bisher selber zugesprochen bekommen. Der zweite Aspekt, der von zu vielen Manager zu wenig gewürdigt wird, ist die Projektkompetenz. Niemand kann Projekte aus dem Stehgreif erfolgreich leiten oder auch mitwirken. Und manche sind für andere Aufgaben einfach besser geeignet.
Ein weiterer Unterschied zwischen Projekten und herkömmlichen Aufgaben ist die Rolle des Projektleiters. Ein Vorgesetzter vergibt in der Regel viele Aufgaben und setzt auch eine deadline zur Fertigstellung. Bei Projekten muss der Projektleiter die Kompetenz und Autorität haben für ein zugewiesenes Projekt die deadline herauszuarbeiten oder abzuschätzen. Das bekannte Dreieck des Projektmanagements liefert dann die Freiheitsgrade die zeitliche Erwartungshaltung mit Kosten und Umfang des Projekts auszutarieren.
Deswegen halte ich es für absolut erforderlich, dass Projektmanagement eine grundsätzliche Qualifikation in Unternehmen wird und zwar auf allen Führungsebenen, die damit mittel- oder unmittelbar in Berührung kommen.